Verlag Traugott Bautz
www.bautz.de/bbkl
Zur Hauptseite
Bestellmöglichkeiten
Abkürzungsverzeichnis
Bibliographische Angaben für das Zitieren
Suche in den Texten des BBKL
Infobriefe des aktuellen Jahres

NEU: Unser E-News Service
Wir informieren Sie vierzehntägig über Neuigkeiten und Änderungen per E-Mail.

Helfen Sie uns, das BBKL aktuell zu halten!



Band IV (1992) Spalten 115-116 Autor: Karl Dienst

KNAPP, Albert, evangelischer Theologe, Dichter und Hymnologe, * 25.7. 1798 in Tübingen als Sohn des Hofgerichtsadvokaten und Verwaltungsbeamten Gottfried Gabriel K. (1764-1828) und der Henriette Finckh (1775-1827), † 18.6. 1864 in Stuttgart. K. war dreimal verheiratet: 1828 Christiane von Beulwitz († 1835), 1836 Witwe Emilie Osiander, geb. Hoffmann (+ 1849), 1850 Minette Lerche († 1897). - K. verbrachte seine Kindheit in Alpirsbach, Rottweil und Tübingen und trat 1814 in das Seminar Maulbronn ein. Nach dem Theologiestudium in Tübingen (1816-20) kam er im November 1820 in den Württembergischen Pfarrdienst: Vikar in Feuerbach und Gaisburg, 1825 Diakonus in Sulz am Neckar, 1831 in Kirchheim unter Teck, 1836 Stuttgart (Hospitalkirche); seit 1845 dort Pfarrer an St. Leonhard. - Schon als Zögling des Tübinger Stifts verfaßte K. lateinische und deutsche Gedichte sowie dramatische Fragmente. Klopstock, Schiller, Goethe, Shakespeare, Uhland und Jean Paul waren Vorbilder. Nach seiner Begegnung mit dem Erweckungsprediger Ludwig Hofacker wurde ihm der geistliche Beruf zum Herzensanliegen, ohne aber pietistischer Enge und Gesetzlichkeit zu verfallen. Als Folge der eigenen Erweckung verbrannte K. zwei Manuskriptbände eigener Gedichte, weil sie das »eitle Ich« widerspiegelten oder nur »poetisch fromm« waren. Allerdings verzichtete K. später in seinen Dichtungen nicht auf Natur und Geschichte. Er verband landeskirchliche Frömmigkeit mit lebendigem Christusglauben. Wichtig war für ihn die Verbindung zu Herrnhut und zum Basler Missionshaus. - K.s Gedichte (ca. 1200) orientieren sich an der Sprache der Bibel, an Luther und Paul Gerhardt. Dichtung ist für ihn nicht reine Kunst, sondern auch Aufruf zu einem höheren Ziel. Elternhaus und Bildungsbürgertum vermittelten K. die Liebe zu historischen und patristischen Themen. Daneben verfaßte K. auch Gelegenheitsdichtungen (z. B. Familienfeste, Gedenktage). - Von großer Bedeutung ist K. als Hymnologe. In kritischer Auseinandersetzung mit der Aufklärung brachte er älteres Liedgut (z. B. Gottfried Arnold, Zinzendorf) wieder zu Ehren. In seinem »Evangelischen Liederschatz für Kirche und Haus« (1837) sammelte er 3.590 Lieder. Da er an den Texten zahlreiche Veränderungen (bis hin zu freien Nachdichtungen) vornahm, wurde er u. a. von Philipp Wackernagel heftig kritisiert. Gustav Schwab mahnte: »Keinen gellernden Knapp und keinen knappenden Gellert! Laßt an Seele und Leib jeden, wie Gott ihn erschuf!« K. wirkte am »Württembergischen Gesangbuch« von 1841 maßgeblich mit. Auch im »Evangelischen Kirchengesangbuch« (EKG) finden sich Lieder und Bearbeitungen von K.: 216 Str. 9, 221, 305, 372 Str. 3. Wilhelm Nelle hat mit Recht K. den »geistlichen Klopstock des 19. Jahrhunderts« genannt.

Werke: Christl. Gedichte I/II, 1829; III/IV 1834; Neueste Folge 1843; Auswahl in einem Bande, 1854; Christoterpe, 1832-1853; Ev. Liederschatz für Kirche und Haus, 2 Bde., 1837, 18914; Hohenstaufen, 1839; Ansichten über den Gesangbuch-Entwurf für die ev. Kirche Württembergs, 1840; Christenlieder, 1841; Gottfried Arnolds geistl. Lieder, 1845; Geistl. Lieder von Zinzendorf nach den Originalen herausgegeben, 1845; Leben von Ludwig Hofacker, 1852, 18835; Lieder eines Verborgenen, 1858; Herbstblüten, 1859; Oesterreich. Exulantenlieder aus der Zeit des 30jährigen Krieges, 1861; Bilder der Vorwelt, 1862; Geistl. Lieder, 1864; Lebensbild von A. K. Eigene Aufzeichnungen, fortgef. und beendigt von Joseph K., 1867; Ges. prosaische Schriften, 2 Bde., 1870-75.

Lit.: Martin K., A. K. als Dichter und Schriftsteller, 1912; - Heinrich Hermelink, Gesch. der Ev. Kirche in Württemberg von der Reformation bis zur Gegenwart, 1949, 370 ff.; - Hdb. z. EKG II/1, 1957, 280 f., III/2, 1990, 123 f., 311 ff.; - Hdb. z. EKG, Sonder-Band, 1958, 342; - J. Roessle, Von Bengel bis Blumhardt, 1959, 340 ff.; - ADB XVI, 268 ff.; - RE 3X, 584 ff.; - RGG 3III, 1679; - NDB XII, 153 f.

Karl Dienst

Literaturergänzung:

Irmgard Scheitler, Biedermeierl. Pietismus in Württemberg. A.K.s Christoterpe, in: Interdisziplinäre Pietismusforschungen. Bd. 1. Halle 2005, S. 509-520; - Parent, Ulrich: Albert Knapps "Evangelischer Liederschatz" von 1837. Frankfurt am Main 1987 (Europäische Hochschulschriften I,991).

Letzte Änderung: 18.04.2006